Projekt zur Eingrenzung der Corona-Pandemie in Kayunga

 

Im Juni 2020 hat Engagement Global mit seiner Servicestelle Kommunen in der Einen Welt (SKEW) im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung ein Programm zur Linderung der coronabedingten Not in Partnerkommunen aufgelegt, das sogenannte Corona-Solidarpaket.  Es rief Kommunen mit Partnerkommunen im globalen Süden rief auf, entsprechende Projekte zu entwerfen. Die Projekte wurden zu 100% gefördert, durften insgesamt nicht mehr als 50.000 € betragen und mussten innerhalb eines Jahres abgeschlossen werden. In unserem Fall musste der Antrag also von der Stadt Witzenhausen gestellt werden.

Nach Bekanntwerden dieses Aufrufs bildete sich im Uganda-Team eine Projektgruppe, bestehend aus Isabella und Dirk Junker, Marius Wille und Peter Oesterlin, und skizzierte das Projekt “ Stärkung des kommunalen Krisenmanagements in Kayunga (Uganda) und Einrichtung von Handwasch- und Hygienestationen“. Der erste Teil diente der Stärkung des Krisenmanagements in der Verwaltung in Kayunga. Aus der Erfahrung wussten wir, dass die Abwicklung komplexer Projekte in Kayunga weiter professionalisiert werden konnte. Die Bewältigung einer Krise wie der Coronapandemie mit all ihren wirtschaftlichen, gesellschaftlichen, logistischen und kommunikativen Herausforderungen ist ein sehr komplexes Projekt. Deshalb sollten im ersten Teil des Projekts bis zu sechs Mitarbeiter der Verwaltung in Kayunga (Kayunga Town Council, KTC) und von KCDA (Kayunga Community Development Association) eine professionelle Schulung in Projektmanagement durch einen lokalen Anbieter erhalten.

Nach langer Diskussion kristallisierte sich schließlich heraus, dass es in Kayunga einen Mangel an Hygienestationen im öffentlichen Raum gab, die zur Reinigung und Desinfektion der Hände dienen können. Gemeinsam mit KTC wurde eine Projektskizze und letztendlich ein Antrag erarbeitet, der den Kauf, die Aufstellung und den Betrieb von 58 solcher Handwaschstationen vorsieht. Zusätzlich wurde der Kauf von Fahrrädern und Megaphonen beantragt. Die Fahrräder sollten den lokalen Village Health Teams als Verkehrsmittel dienen, das den Personentransport ohne Kontakt zu möglicherweise infizierten Menschen in Bussen oder Sammeltaxis erlaubt. Die Megaphone sollten den Teams helfen, größere Menschenmengen, die den gebotenen Abstand zueinander einhalten, über die notwendigen Hygienemaßnahmen aufzuklären. Diese Projektinhalte und –ziele wurden zum größten Teil von Mitarbeitern von KTC erarbeitet.

Das Uganda-Team hat das Projekt von Anfang an stark unterstützt und wesentlichen Anteil an der Antragstellung und Durchführung gehabt. Eine kleine Projektgruppe von vier Personen hat dafür sehr eng mit der KEPol-Stelle der Stadt Witzenhausen zusammengearbeitet, die Valentina Binder innehatte. Valentina hat sich als Vertreterin der Stadt mit großem Engagement eingebracht. Sie musste, da die Stadt Witzenhausen Projektträger des kommunalen Projekts war, gegenüber Engagement Global als Projektleiterin auftreten und alle Verhandlungen führen, und sie hat sich auch durch die unvermeidlichen Rückschläge, die im Verlauf eines solchen Projekts immer auftreten, nicht entmutigen lassen.

In Kayunga wurde KTC durch den Verein KCDA (Kayunga Community Development Association) unterstützt. Die Zusammenarbeit und Aufteilung der Zuständigkeiten wurde in einem Memorandum of Understanding (MoU) festgeschrieben, das von allen vier Parteien unterzeichnet wurde.

Schulung im Projektmanagement

Die Schulung diente dazu, die Fähigkeiten von KTC im Bereich des Krisenmanagements auszubauen und langfristig auf eine professionelle Basis zu stellen. Für die Durchführung des Kurses konnte ein erfahrener Dozent der Hochschule in Kampala verpflichtet werden. Die Teilnehmer des Kurses wurden vom KTC und von KCDA ausgewählt und vorgeschlagen. Sie mussten darlegen, dass sie die nötigen Vorkenntnisse (diskussionssicheres Englisch, Erfahrung im Umgang mit Computern, abgeschlossene Berufsausbildung) mitbringen.

Die 58 Handwaschstationen wurden von einem handwerklichen Betrieb in Kayunga hergestellt, die Fahrräder und Megaphone in lokalen Geschäften gekauft. In einer feierlichen Zeremonie wurde die Ausrüstung im November 2021 an die Begünstigten übergeben. Bei der Zeremonie waren neben den Projektbeteiligten auch der Bürgermeister und das Kayunga Coordination Committee anwesend, dazu Einwohner von Kayunga, insgesamt etwa 100 Personen. Über die Veranstaltung wurde ausführlich in der lokalen Presse berichtet.

Die Handwaschstationen wurden in Kirchen, Moscheen, in Gesundheitsstationen und auf öffentlichen Plätzen aufgestellt. Ein Großteil der Stationen war für Schulen vorgesehen. Jedoch waren in Uganda alle Schulen wegen der Coronapandemie bis Anfang Januar 2022 geschlossen, so dass diese Übergaben erst nach Abschluss des Projekts im Januar stattfinden konnten. Mit der Übergabe war eine Einweisung in die Benutzung und Pflege der Stationen sowie eine Schulung über die Wichtigkeit von Hygienemaßnahmen zur Abwehr der Verbreitung von Coronainfektionen verbunden. Der Principal Health Director vom KTC, Daniel Eberu, hat ein schriftliches Konzept erstellt, dass den langfristigen Betrieb der Stationen sichert. So hat sich z.B. KTC verpflichtet, für ausreichenden Nachschub von Seife zu sorgen, um eine langfristige Benutzung zu gewährleisten.

Die Fahrräder und Megaphone wurden an 19 Health Village Teams übergeben, die in Kayunga und umliegenden Ortsteilen angesiedelt sind. Damit verbunden waren zwei Unterweisungen durch Gesundheitsinspektoren zur Vorbereitung des Einsatzes für Aufklärungs- und Sensibilisierungskampagnen.

Zur Information der Bevölkerung über die richtige Anwendung der Handwaschstationen und der Wichtigkeit von Hygiene- und Verhaltensmaßnahmen, die die Ausbreitung von Coronainfektionen zu reduzieren helfen, wurde Informationsmaterial
gedruckt. Bei den Handwaschstationen wurden Poster aufgehängt und Flyer verteilt, in denen auf das Tragen von Masken, regelmäßiges Händewaschen, Abstand und Kontaktvermeidung hingewiesen sowie zum Impfen aufgefordert wird. Diese Flyer werden auch bei den Aufklärungskampagnen verteilt.

Die Village Health Teams führen in ihren jeweiligen Ortsteilen Aufklärungs- und Sensibilisierungskampagnen durch, bei denen die Bevölkerung durch Health Workers auf das richtige Verhalten in Pandemiezeiten hingewiesen wird. Diese Kampagnen, auf denen auch die oben erwähnten Flyer verteilt werden, laufen natürlich über das Projektende hinaus weiter, solange sie nötig sind. Die Fahrräder dienen den Health Workers zur corona-sicheren Anfahrt und die Megaphone, damit sie sich auf öffentlichen Plätzen Gehör verschaffen können.

Zur Abstimmung innerhalb des Projektteams wurden regelmäßige Videokonferenzen abgehalten. Die Qualität der Internetverbindung nach Kayunga war manchmal grenzwertig, und ab und zu musste eine Konferenz wegen technischer Probleme abgebrochen werden, aber die Videokonferenzen erwiesen sich schnell als essentiell für den Projekterfolg. Sie erlaubten schnelle Reaktionen auf unvorhergesehene Störungen. Fast noch wichtiger war es aber, sich jede Woche zu treffen und sehen zu können. Das dadurch entstandene Zusammengehörigkeitsgefühl und das persönliches Vertrauen haben den Projektablauf positiv beeinflusst und Absprachen erheblich vereinfacht. Außerdem richteten wir eine Whatsappgruppe für Terminabsprachen ein, was die Kommunikation zusätzlich beschleunigte. 

Fazit

Auch in diesem Projekt mussten wir ein paar Stolpersteine beseitigen, insofern ähnelte es anderen Projekten. Zum Beispiel wurden die Bestellungen der Handwaschstationen, Fahrräder und Megaphone in Kayunga verzögert, weil uns in Deutschland nicht bekannt war, dass KTC Bestellungen oberhalb eines bestimmten Betrages nicht selbst auslösen kann, sondern dass das nur durch die Distrkitverwaltung unter Beachtung bestimmter Verwaltungsvorgaben geschehen kann. Dazu gehört auch eine Ausschreibung und Bieterprozedur. Der Distriktverwaltung war aber der Zeitdruck nicht bewusst, unter dem das Projekt stand. Zudem hatte sich vom Tag der Antragstellung bis zur Überweisung des Geldes nach Kayunga der Wechselkurs zum Ugandaschilling zu unseren Ungunsten geändert und ein Änderungsantrag zur Aufstockung der Mittel wurde notwendig (und schnell gestellt und bewilligt). Am Ende konnten wir einen vollen Erfolg verzeichnen: Alle Teile des Projekts wurde vor Ende der Förderung (31.12.2021) abgeschlossen und nachgewiesen und, was noch wichtiger ist, die Handwaschstationen konnten in Betrieb gehen. Abschließend können wir sagen, dass es ein voller Erfolg war und dass sich alle Mühen gelohnt und alle Zweifel an der Einhaltung des Zeitplans als unnötig herausgestellt haben.

Dank an Alle, die daran mitgewirkt haben, in Kayunga wie in Witzenhausen! Unser besonderer Dank geht an Engagement Global für die unkomplizierte Finanzierung des Projekts. Ohne diese Förderung von insgesamt ca. 23.000 Euro wäre es nicht möglich gewesen, ein solches Projekt zu realisieren.

 

März 2022