Der weiße Nil 

Zunächst die harten Fakten aus dem Lexikon: der Nil ist der längste Fluss der Welt und er hat zwei Quellflüsse: den weißen und den blauen Nil. Der weiße Nil wird auch Victoria-Nil genannt. Erst in Khartoum im Sudan fließen blauer und weißer Nil zusammen und bestreiten gemeinsam ihre letzte Etappe durch den nördlichen Sudan und Ägypten, bis die Wassermassen sich schließlich im Mittelmeer ausbreiten.

Durch Uganda fließt der weiße Nil und im Victoriasee kann man bei Jinja mit dem Boot zu den Nilquellen fahren. Die Blubber und Blasen, die in der Mitte des Sees zu besichtigen sind, überzeugen jeden Touristen. „Ja hier entspringt der Nil“. Stopp: so eindeutig ist es nicht. Als Anrainerstaaten des Nils werden auch Ruanda, Burundi und Tansania gezählt, die mit ihren Flüssen Wasser für den Nil beisteuern. Livingston suchte die Quelle des Nils daher auch weit oberhalb des Victoriasees, und die Länge des Nils wird je nach Sichtweise auch unterschiedlich angegeben, je nachdem ob man die 900 km vor dem Victoriasee mit einbezieht. Viele Wissenschaftler haben sich über den Ursprung des Nils im 19. Jahrhundert so erbittert gestritten, dass die Diskussion als „Nile Duell“ bezeichnet wurde.

Gut dass die Besucher von Uganda da keine Stellung beziehen müssen, sondern ganz einfach die Schönheit des Flusses genießen können. Am Ufer steht ein Monument, das darauf verweist, dass Mahatma Gandhi zwar nie Uganda besucht hat, aber verfügte, dass ein Teil seiner Asche hier in den Nil gestreut wurde. Vielleicht aus alter Verbundenheit mit Afrika.

Wunderbar lässt sich der See mit kleinen Booten erkunden, von denen man am Ufer zahlreiche Vögel hautnah beobachten kann: alle Arten von unterschiedlichen Kingfishern, Kormoranen oder Webervögel beim Nestbau.

Wer es abenteuerlicher haben will, bereist nördlich von Jinja den jungen und wilden Nil, der zum Wildwasserrafting einlädt. Man kann zwischen den Kategorien III – schwierig – bis V – äußerst schwierig – auswählen.

Bevor dann der Victorianil in den Lake Albert mündet, bietet er mit den Nilfällen im Murchison Fall NP noch ein besonders schönes und eindrucksvolles Spektakel. Die Murchisonfälle sind nicht nur die größten Wasserfälle Ugandas, sondern gelten als die gewaltigsten der Welt. Wenn man sich ihnen mit dem Boot aus Richtung des Lake Albert nähert, kann man am Ufer viele der Wildtiere Ugandas beobachten: zum Beispiel Krokodile, Flusspferde, Elefanten, Affen und Giraffen. Touristisch ist der Nil also eine der Hauptattraktionen Ugandas, aber auch wirtschaftlich ist er von großer Bedeutung, wie man an den drei Kraftwerken sehen kann, die mit 650 Megawatt große Teile Ugandas mit Strom versorgen.

Juli 2025